Bei Kaffee bin ich ja Purist – schwarz & ohne Zucker. Bis jetzt lag das daran, dass ich keine Milch mag und süße Heißgetränke verabscheue… Seit meinem Treffen mit Steffi und Kathi von der Perlbohne weiß ich, dass man so auch viel besser Melone, Rosine oder Schokolade aus dem Kaffee herausschmeckt. Echt! Lest hier mein Interview mit den beiden.
„Mit Kaffee kennen wir uns aus, da können wir
in Karlsruhe noch was bewegen.“
Seit Mitte März 2015 betreiben Steffi und Kathi die kleine Kaffeebar Perlbohne zunächst in der Kaiserstraße 44 in Karlsruhe. Sie bereiten Espresso, Cappuccino und Co in ihrer klassischen, ursprünglichen Form zu – mit sehr gutem Kaffee, den man bis zum Bauern zurückverfolgen kann und der in Karlsruhe geröstet wird. Seit 2. April 2016 findet ihr die beiden in der Blumenstraße 19 – in ihrem neuen größeren Laden, wo sie auch Frühstück und kleine Gerichte anbieten. Doch bevor sie den Neustart angingen, haben sie noch mit mir gesprochen und natürlich Kaffee getrunken!
Wie seid ihr auf die Idee gekommen, eine eigene Kaffeebar zu eröffnen?

Perlbohne Steffi
Steffi: „Kathi und ich kennen uns seit sieben Jahren. Wir haben uns im Kaffee-Business kennengelernt und hatten schon immer den Traum, uns selbstständig zu machen. Wir haben neben dem Job mit Kaffee-Schulungen angefangen und dann den Laden hier gefunden. Da haben wir gewusst: Jetzt ist die Zeit gekommen, unseren Traum zu leben.“
Die Schulungen bietet ihr aber immer noch an, oder?
Steffi: „Ja, die Schulungen machen wir nach wie vor. Wir haben uns mit unserem Röster Torsten von Good Karma Coffee zusammengetan und die Karlsruher Kaffeeschule gegründet. Und das läuft super, die Schulungen sind immer sehr gut gebucht.“
+++ Good Karma Coffee aus Karlsruhe ist eine Spezialitätenrösterei, die sich auf hochwertige Kaffees spezialisiert hat. Inhaber Torsten Hahn besucht seine Kaffee-Bauern persönlich und verhandelt die Preise mit ihnen fair und direkt. Auf seiner Homepage erfahrt ihr mehr zum Thema Kaffee und könnt alles shoppen, was ihr zum Zubereiten zu Hause benötigt.+++
Wie erklärt ihr euch dieses neu erwachte Interesse rund um den Kaffee, um Schulungen und die verschiedenen Zubereitungsarten?
Steffi: „Es gibt ja schon länger diesen Trend, hochwertige Produkte zu genießen – und dazu zählt auch Kaffee. Es dreht sich alles darum, den Kaffee zu zelebrieren. Das haben wir aufgegriffen. Zu uns kommen auch echte Kaffee-Freaks, die lassen sich z.B. den Kaffee von Hand filtern. Mit unserem Röster haben wir da zum Glück jemanden an unserer Seite, der das alles mitgeht und tolle Kaffees für jede Zubereitung im Repertoire hat.“
Betreibt ihr den Laden allein?
Steffi: „Derzeit haben wir noch zwei Aushilfen in der Kaffeebar und fürs Kaffee-Catering haben wir auch Unterstützung.“
+++Kaffee-Catering: Hochzeit, Party oder Geburtstagsfest, die Perlen von der Perlbohne und ihr Team sorgen gerne dafür, dass eure Gäste nicht einschlafen ;-) Maschinen, Kaffee und Zubehör bringen sie natürlich mit.+++
Worauf achtet ihr bei eurem Kaffee bzw. Partnern wie der Rösterei besonders?
Steffi: „Wir sind wir durch Zeitungsartikel und Bekannte auf Good Karma Coffee und Torsten aufmerksam geworden. Wir haben ihn besucht und lagen sofort auf einer Wellenlänge. Das hat einfach gepasst! Und das Tolle an Torstens Kaffees ist, die sind nicht ‚nur‘ Fair Trade, sondern Direct Trade. Das bedeutet, er kauft den Kaffee direkt bei seinen Bauern vor Ort ein. Dafür sind wir auch bereit, einen höheren Preis zu bezahlen.“
Aus welchen Ländern kommt der Kaffee, den es bei euch gibt?
Steffi: „Torstens Lieblings-Kaffeeland ist Kolumbien, da gibt es die größte Auswahl, aber wir haben auch tolle Kaffees aus Äthiopien, Brasilien und Indien.“
Gibt es einen speziellen Perlbohne-Kaffee?
Steffi: „Ja: ‚Die Perle‘ – das ist unsere Haussorte. Die gibt es nur hier. Die haben wir mit Torsten zusammen entwickelt.“
Was ist das besondere daran?
Steffi: „Das ist eine ganz tolle runde Mischung, die für jedermann etwas bietet. Kathi und ich lieben es, wenn der Kaffee ein bisschen in eine fruchtige Richtung geht. Aber es sind auch cremige Schoko-Noten drin.“
Kannst du mir etwas zu den verschiedenen Röstgraden sagen?
Steffi: „Bei uns gibt es drei Röstgrade – Bright-, Medium- und Dark-Roast. Die sind alle unterschiedlich lange geröstet. Generell sind alle unsere Kaffees sehr schonend geröstet, das dauert zwischen 15 und 20 Minuten. Je länger sie geröstet werden, desto kräftiger sind die dunklen Geschmacks-Nuancen wie Schokolade, die sind für den Espresso. Medium- und Bright-Roasts bieten sich für Filterkaffee an.“
Auf der Packung, die ich in der Hand habe, steht, dass der Kaffee nach Honigmelone und Rosinen schmeckt…
Steffi: „Das kann man mit den unterschiedlichen Geschmäckern im Wein vergleichen. Je nach Herstellungsland, Verarbeitung etc. entfalten sich verschiedene süße oder herbe Aromen.“
Kathi: „Manche kennen das vielleicht vom Whisky-Tasting, da ist das genau so. Es gibt zudem ein Aroma-Rad, mit dem man das Herausschmecken trainieren kann.“
+++Toll ist, man kann es sogar riechen. Also, ich habe mich bemüht, die Unterschiede herauszuriechen. Der Dark-Roast duftet tatsächlich ein bisschen nach Zartbitter-Schokolade und die Medium-Variante aus Äthiopien tatsächlich nach Früchten. Cool.+++

Steffi und Kathi (v.l.n.r.) an ihrem Lieblingsplatz hinter der Kaffeebar
Gibt es eine Art der Kaffee-Zubereitung, die ihr persönlich bevorzugt?
Kathi: „Ich stehe schon sehr lange auf Espresso aus der Siebträgermaschine. Aber inzwischen habe ich die Filtermethode lieben gelernt und filtere mir morgens am liebsten meinen Kaffee. Dafür benutze ich den v60, das ist der Nachfolger des traditionellen Melitta-Filters.“
Steffi: „Ich und mein Mann lieben die Siebträger-Zubereitung, also Cappuccino und Espresso. Aber wir haben auch eine Chemex zu Hause, mit der wir zwischendurch Filterkaffee machen.“

Kathi beim Kaffee-Filtern mit der Chemex
Wie funktioniert das mit der Chemex?
Kathi: „Oben in die Kanne kommt ein Papierfilter. Der wird mit heißem Wasser angefeuchtet, das spült fremde Geschmäcker heraus, und er haftet dann auch besser am Glas. Außerdem wird so die Kanne warm. Am Anfang gieße ich 30-50 ml Wasser – kein kochendes – in kreisenden Bewegungen über den frisch gemahlenen Kaffee, das lasse ich dann ca. 30-40 Sekunden quellen (Foto unten). Wenn ich danach weiter brühe, kommen alle Aromen perfekt heraus. Einen Filterkaffee zu trinken, heißt übrigens, sich Zeit zu nehmen.“
Steffi: „Wenn du einen guten Kaffee hast, dann heißt das halt noch lange nicht, dass der auch gut zubereitet ist.“
Das heißt, ich muss zu euch kommen und sagen, welche Zubereitungsmethode ich bevorzuge und dann sucht ihr mir den richtigen Kaffee raus?
Steffi: „Ja. Wir beraten da ganz individuell. Und dann kannst du die ganze Bohne mitnehmen oder ihn dir hier mahlen lassen.“
Stimmt es, dass besser ist, den Kaffee frisch zu mahlen, als ihn gemahlen stehen zu lassen?
Steffi: „Ja, die gemahlenen Bohnen haben eine viel größere Angriffsfläche. Zudem sind die Kaffeearomen flüchtig. Sobald du die Tüte öffnest, verschwinden die.“
Was muss man beim Wasser beachten?
Kathi: „Es ist wirklich Wahnsinn, was der pH-Wert des Wassers mit dem Geschmack des Kaffees macht! Wir haben vor unseren Maschinen einen Filter.“
Steffi: „Für zu Hause gibt es Teststreifen, mit denen kann man sein Leitungswasser ganz einfach auf den Härtegrad untersuchen. Und dann durch einen Wasserfilter filtern.“
Um die Aromen im Filterkaffee zu schmecken, trinkt man ihn doch am besten pur, oder?
Steffi: „Das Tolle ist, dass wir viele unserer Kunden, die aus Gewohnheit ihren Kaffee mit drei bis vier Löffel Zucker trinken, dazu bringen, ihn ohne zu probieren. Und sie mögen es!“
Kathi: „Wir haben uns bewusst dagegen entschieden, Kaffees mit Sirup anzubieten. Weil uns die natürlichen Aromen begeistern – mit denen wir ja auch spielen. Der Sirup würde das alles überdecken. Was wir aber machen, wir nutzen die Milch als natürliche Süße. Wir schäumen sie so auf, dass sie nicht verbrennt, denn das macht sie bitter. Wir karamellisieren sie über die Art, wie wir sie aufschäumen.“
Im Sommer hattet ihr einen Kaffee mit Tonic im Angebot. Wie kam es dazu?
Kathi: „Kaffee ist schon seit frühester Jugend mein größtes Hobby. Ich beschäftige mich mit Kaffeebars im Ausland, z.B. in Australien oder Finnland. Und ich habe inzwischen viele Kontakte über Facebook und Instagram gesammelt, mit denen ich mich rege austausche. So habe ich Cold Brew – bei dem alle Bitterstoffe herausgezogen werden – und auch die Kombination mit Tonic entdeckt. Für dieses Jahr planen wir eine ganz eigene Kreation mit unserem Kaffee und einem tollen Tonic Water. Das wird extrem erfrischend!“
Aber in diesem Sommer (bzw. ab März) genießen eure Gäste den Coffee Tonic in einem neuen Laden! Wie kam’s dazu?
Kathi: „Unsere große Not ist, dass unser Landen viel zu klein ist. Wenn fünf bis sechs Leute im Landen sind, sieht es gerammelt voll aus. Dabei ist gar nicht so viel los. Und dann laufen die Leute am Fenster vorbei. Aber das ist nur der eine Punkt. Der andere ist, dass wir unseren Gästen einen Platz zum Verweilen bieten möchten. Reinkommen, es sich gemütlich machen und den Kaffee genießen – das ist es, was wir rüberbringen möchten.“
+++Und schon sind wieder Kunden da, die einen Espresso mit Vanille-Aroma suchen oder den richtigen Mahlgrad für ihren Kaffee wissen wollen. Die Kaffeemühle arbeitet und macht Lärm, Kaffeeduft liegt in der Luft. Die beiden Perlen sind schwer damit beschäftigt, alle Gäste glücklich zu machen, und ich verabschiede mich unauffällig. Bis zum nächsten Mal!+++

Die „alte“ Perlbohne in der Kaiserstraße 44
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