Heimatbesuch: Jüterbog

Eine mittelalterliche Stadtmauer, mächtige gotische Kirchenbauten, ein Rathaus unter Denkmalschutz… Heute nehme ich euch mit in meine Heimat nach Brandenburg. Genauer gesagt nach Jüterbog – Mittelalterperle und heimlicher Filmstar. Wirklich! Wer mehr wissen will, muss wohl weiterlesen. Viel Spaß!

In diesem Jahr wird die kleine Stadt im Landkreis Teltow-Fläming 1010 Jahre alt! Sie liegt im Süden von Berlin – das übrigens (erst) im 13. Jahrhundert erstmals erwähnt wurde…

Nach der Gründung des Ortes im Jahr 1007 ging es für die Bewohner schnell voran. Nach kurzer Zeit wurde Jüterbog zu einem florierenden Handelszentrum, 1147 gab es das ersehnte Stadtrecht. Ein verheerender Stadtbrand und diverse Kriege setzten dem Ort und seinen Bewohnern ordentlich zu. Und schon früh wurden hier Soldaten angesiedelt – ein „Los“, dass der Stadt übrigens bis nach der Wende 1989 erhalten blieb, mit wechselnden Truppen. Gegen 1994 zogen die als letzte angesiedelten Soldaten der UdSSR-Armee aus der Garnisonsstadt ab. Verfallene Kasernen und Co zeugen bis heute davon.

wp-1484919169772.jpg

Unverkennbar: Jüterbogs Nikolaikirche mit den zwei unterschiedlichen Türmen

Rund um Jüterbog, dem Fläming, erstrecken sich riesige Acker- und Wiesenflächen. Mal saftig grün. Mal gelb vom Raps. Wer die hier überall vorhandenen Alleen entlang fährt, bekommt das beste Landpartie-Feeling, das er sich vorstellen kann! Wer es lieber sportlich mag, schnallt sich Rollen unter die Füße und erkundet die 230 Kilometer lange Fläming Skate, die durch romantische Örtchen, kleine Städte und natürlich übers Land führt.

Wer ist Jutta?

wp-1484919046550.jpg

Mittelalterlicher Stadtkern

Es gibt viele Geschichten, die den Ursprung des Namens Jüterbog (sprich: Jüter-Bock) erklären sollen. Manche sind historisch korrekter als andere. Zu 100% geklärt, ist die Frage nach dem Namen bisher wohl nicht. Mir persönlich gefällt diese Version am besten, auch wenn sie ganz sicher die unwahrscheinlichste ist…

Als also 1007 die erste Siedlung da war und daraus nach und nach eine Stadt wurde, brauchte dieses Fleckchen natürlich einen Namen. Doch niemandem im Ort fiel ein gescheiter ein. Und so kam man auf die Idee, zum Stadttor zu gehen und abzuwarten. Denn wer dort als erstes durchkomme, der solle der Namenspatron dieses netten Platzes sein! Niemand hatte allerdings mit Jutta und ihrem weißen Ziegenbock gerechnet, die sich gerade auf den Weg gemacht hatten. Und prompt die ersten waren, die das Tor erreichten. Aber: gesagt, getan. Jutta und ihr Bock waren die ersten – und somit Namensgeber. Klingt logisch. Findet ihr nicht?

Mittelalter-Idylle

Okay, das Mittelalter war wohl eher rau. Und weniger idyllisch. Dennoch sind die kleinen, leicht schiefen Häusschen, die mächtigen Stadttore und vieles mehr bis heute zauberhaft anzuschauen. Sie sind erstaunlich gut erhalten – und nach der Wende liebevoll restauriert (wenn auch längst nicht alle Gebäude!). Auf dem Tor-Foto oben seht ihr übrigens das Dammtor, hier kam die Jutta lang…

wp-1484919072168.jpg

Filmszene aus „Luther“ mit Joseph Fiennes, Museum in der Mönchenkirche

Auf einem der anderen Bilder seht ihr das Restaurant Tetzelstuben. Achtung „Geheimtipp“: Das Lokal hat eine fantastische Terrasse, die an lauen Sommerabenden der Hit ist.

 

Mit Johann Tetzel (1460–1519) bringe ich euch zudem auf die Filmstar-Fährte zurück. Der Dominikaner – gerne mit dickem, wohlgenährten Bauch dargestellt – und sein Ablass-Handel waren im Mittelalter DER Grund für Martin Luther, seine Thesen an die Tür der Wittenberger Kirche zu nageln. Den Ablass kassierte der feine Herr Tetzel überall ein, aber eben auch in Jüterbog. Das ist verbrieft – und ein schönes Filmzitat. In „Luther“ (2003 mit Joseph Fiennes) schmeichelt er mit dem Satz „ihr lieben Bürger von Jüterbog“ den Menschen, um ihnen das Geld aus der Tasche zu ziehen. Die arme Hanna (Maria Simon) weiß gar nicht, wie ihr geschieht, als Luther die Idee, sich von seinen Sünden freizukaufen, so gar nicht gutheißt…

Kirche, Bibliothek & Museum

wp-1484919062270.jpg

Möchenkirche: Bibliothek, Veranstaltungsort, Museum

Eigentlich ist die Mönchenkirche das Mönchenkloster. Aber solange ich mich erinnere, kenne ich das Gebäude aus dem 15. Jahrhundert unter dem Namen „Kirche“. Das Haus war schon Magazin, Schule, Bibliothek, Konzerthalle… Ich habe hier während meiner Schulzeit Bücher ausgeliehen (bei der Mama eines Schulfreundes). Aktuell geht das immer noch. Interessant: Heute muss der hintere Teil des Hauses mit dicken Holzbalken gestützt werden, damit er nicht einstürzt! Dennoch befindet sich im Inneren u.a. ein kleines Museum. Dort erfahrt ihr auch alles über die Verbindung von Tetzel und Jüterbog, inklusive Filmausschnitt (siehe oben) sowie allerhand anderes zur Stadtgeschichte.

wp-1484918988719.jpg

Mächtig: Nikolaikirche Jüterbog

Das ist St. Nikolai, Jüterbogs Stadtkirche. Der gotische Bau steht unter Denkmalschutz und ist der größte in der Region. Besonders sind seine zwei unterschiedlichen Türme, die man weit über die Stadtgrenzen hinaus sehen kann. Bei schönem Wetter lohnt ein Aufstieg, denn von oben habt ihr einen fantastischen Ausblick über den Fläming.

Kulinarische Genüsse

Neben der Tetzelstuben, über die ich oben schon geschrieben habe, und in der es eine mediterran angehauchte Küche gibt, könnt ihr in Jüterbog auch die Taverne Achilles besuchen. Das ist ein sehr gutes & typisches griechisches Lokal. Wer es lieber regional mag, geht in Die Förste am Marktplatz. An diesem Ort findet ihr auch das historische Rathaus Jüterbogs (siehe ganz oben), das wie ich finde eine fantastische Hochzeits-Lokation ist :-)

wp-1483279605854.jpg

Kartoffelpuffer mit Quark, Die Förste

Zurück zur Förste. Das kleine, gemütliche Café ist sehr hübsch eingerichtet – ein bisschen wie ein Wohnzimmer. Hier findet ihr bequeme Sofas und Sessel. Kleine Tische für ein romantisches Date oder größere Plätze für einen lustigen Nachmittag mit Freunden. Der Kuchen ist in der Förste immer frisch und lecker. Und zum Mittag gibt es kleine Köstlichkeiten wie diese Kartoffelpuffer mit Quark und Räucherlachs. Über den Quark kommt bei uns übrigens immer leckeres und gesundes Leinöl. Das ist das Gelbe im Gläschen. Nach einem Stadt-Rundgang – der nicht soooo lange dauert – ist das genau der richtige Ort für eine Pause!

Kommt doch mal vorbei und schaut euch Jüterbog, seine Sehenswürdigkeiten und Lokale an!wp-1484919052782.jpg

Auch Jüterbog feiert 2017 die Reformation

Ein Gedanke zu “Heimatbesuch: Jüterbog

  1. Joachim Koch

    Hast du gut geschrieben über unseren gemeinsamen Rundgang durch unsere Heimatstadt Jüterbog .Wenn man nicht mehr oft da ist fallen Veränderungen eher auf und die Sehenswürdigkeiten werden immer interessanter Gruß aus Jüterbog

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..